DE
Geschichte des Dorfes Libná (Liebenau)
Das verschwundene Dorf Libná (Liebenau) liegt nördlich der Adersbacher Felsenstadt auf einem Ausläufer, der auf drei Seiten von der Staatsgrenze zu Polen umgeben ist. Bis vor 80 Jahren lebten hier Menschen und betrieben Landwirtschaft. Wenn wir heute durch das wüste romantische Tal wandern, können wir nur anhand bestimmter Spuren im Gelände (unebener Boden, Baum- Nieder Teil nahe der Landesgrenze besiedelt, wo sich eine Siedlung von Jägern und Köhler namens Helgendorf bildete. Als die Bevölkerung zunahm, drohte Wasserknappheit, und die Siedler zogen tiefer in das Tal, durch das der Bach fließt. Daher stammt wahrscheinlich auch der deutsche Name des Dorfes Liebenau, auf Tschechisch Libnow, Libná. Im Deutschen ist es ein zusammengesetzter Name: das Adjektiv lieben = lieb und die Aue bedeutet Wiese auf feuchtem Boden, Wiese, aber auch Flur, die eine Wiese an einem Wasserlauf ist.
Die erste schriftliche Erwähnung dieses Namens erscheint 1576 in den Landtafeln im Zusammenhang mit dem Kauf des adersbacher Herrschaftsgut durch Angehörige der Familie Bohdanecký z Hodkova (Bohdanetzky von Hodkow). Zum Herrschaftsgut gehörten neben den drei Burgruinen Skály (Bischofstein), Střmen (Stremen, auch Stegreif oder Steigreif) und Adršpach (Adersbach) auch die Dörfer Zdoňov (Merkelsdorf), Svatoňov (ein heute nicht mehr existierendes Dorf bei Zdoňov), Horní und Dolní Adršpach (Ober- und Nieder-Adersbach), Hodkovice (Hottendorf), Janovice (Johnsdorf) und Libná (Liebenau). Von da an bis 1848 gehörte Libná (Liebenau) zur Herrschaft Adršpach (Adersbach), die von der Burg in Dolní Adršpach (erbaut von Adam Abraham Bohdanecký von Hodkov nach 1590) aus regiert und verwaltet wurde. Geistlich gehörte Libná (Liebenau) zur Pfarrei in Zdoňov (Merkelsdorf), was bedeutet, dass die Gläubigen die Kirche in Zdoňov (Merkelsdorf) besuchten, wo Hochzeiten, Taufen und Beerdigungen stattfanden. Die verstorbenen Einwohner von Libná (Liebenau) wurden auf dem Friedhof in Zdoňov (Merkelsdorf) begraben. All diese wichtigen Lebensereignisse wurden ab dem 17. Jahrhundert in das Registereingetragen, die der Pfarrer in Zdoňov (Merkelsdorf) führte. Für die Verwaltung des Dorfes sorgten der Ausrufer und zwei Schöffen, die gemeinsam die Einhaltung der Rechte der Obrigkeit überwachten, Steuern eintrieben, die Einhaltung der Arbeitspflichten kontrollierten, Nachbarschaftsstreitigkeiten und auch Gerichtsstreitigkeiten schlichten, sofern es sich nicht um Straftaten handelte. Diese konnten nur von der Obrigkeit beurteilt werden. Der Stadtschreiber führte ein Stadtsiegel mit einem Fuchs darauf. Das Amt des Stadtschreibers war auf Lebenszeit und später erblich. Der früheste bekannte Dorfrichter war Hanns Schreyber im Jahr 1686.
Während des Dreißigjährigen Krieges (1618-1648) wurde Libná (Liebenau), wie die meisten Dörfer des böhmischen Königreichs, mehrmals vom Heer niedergebrannt und geplündert, so dass es nach Kriegsende zu einem großen Bevölkerungsverlust kam. In den Jahren 1652 bis 1654, als in Böhmen ein Verzeichnis des Grundbesitzes und der Untertanen erstellt wurde - die so genannte Berní rula (Steuerrolle) -, zählte Libná (Liebenau) als kleinstes Dorf der Herrschaft Adršpach nur zehn Familien: drei Bauern- und sieben Häuslerfamilien, und es gab 14 zerstörte und verfallene Gebäude. Als sich das Leben allmählich wieder normalisierte, wurde das Dorf wieder aufgebaut und wuchs, und hundert Jahre später lebten hier 43 Bauern mit ihren Familien in 19 Häusern. In der Topographie "Das Königreich Böhmen" (Království české) von Johann Gottfried Sommer aus dem Jahr 1836 wird erwähnt, dass Libná (Liebenau) eine Schule (ab 1822), ein Wirtshaus, eine Weinstube mit Tanzsaal, ein Herrenhaus und ein Forsthaus besaß. Es gab 456 Einwohner in 77 Häusern. In der Zwischenzeit wechselten verschiedene Besitzer das Landgut, von denen die Nádherní z Borutína (Nadherny von Borutin), die zwischen 1828 und 1945 in Dolní Adršpach (Nieder-Adersbach) lebten, das Leben der Einwohner von Adršpach (Adersbach) und damit auch von Libná (Liebenau) am stärksten beeinflussten. Sie widmeten einen beträchtlichen Teil ihres Vermögens sozialen und humanitären Projekten, förderten die Bildung ihrer Untertanen, führten moderne Landwirtschafts- und Obstbaumethoden ein und gaben beträchtliche Summen für die Gesundheits- und Armenpflege aus.
Zu dieser Zeit hatte Libná (Liebenau), wie auch die gesamte Region Adršpach (Adersbach), Teplice nad Metují (Weckelsdorf) und Broumov (Braunau), eine Bevölkerung deutscher Nationalität. Interessant ist, dass in jeder Region neben dem Schriftdeutsch auch ein eigener Dialekt, die Mundart, gesprochen wurde. Dieser Dialekt ist noch nicht ganz ausgestorben und wird "braunsch" genannt.
Gesellschaftliche Aktivitäten
Das Jahr 1848 und die darauf folgenden Ereignisse veränderten das Leben der Einwohner von Libná (Liebenau). Die wichtigste Veränderung war die Abschaffung der Leibeigenschaft, als die Leibeigenen zu freien Bürgern wurden. Es folgte eine große Reform im Jahr 1850, als die Grundherrschaften abgeschafft und in Privatbesitz umgewandelt wurden und neue territoriale Einheiten, die Bezirke, geschaffen wurden. Die Grundeinheit des Staates wurde die freie Gemeinde. Die Abschaffung der strengen Zensur und der Gesetze, die freie Vereinigungen verhinderten, beschleunigte die Entwicklung der Bürgergesellschaft, und eine ihrer wichtigsten Erscheinungsformen war die Gründung von Vereinen. Der wohl älteste war der 1874 gegründete Veteranenverein, in dem sich Veteranen aus der Region Adršpach (Adersbach) zusammenschlossen, darunter auch Veteranen aus Dolní Adršpach (Nieder- Adersbach), Libná (Liebenau) und Zdoňov (Merkelsdorf). Das Hauptaugenmerk dieses Vereins lag auf der Unterstützung von Kriegsveteranen und kriegsgeschädigten Familien.
Der wichtigste und aktivste Verein im Dorf war die Freiwillige Feuerwehr, denn die Brandgefahr drohte seit jeher und ihre Folgen waren immer verheerend, wenn sie nicht rechtzeitig gelöscht wurde. Gegründet wurde der Verein im Jahr 1880. Da Libná (Liebenau) ein überwiegend landwirtschaftlich geprägtes Dorf war, das von Wäldern umgeben war, wurde auch ein Land- und Forstwirtschaftlicher Verein gegründet. Der Zweck dieses Vereins bestand darin, die örtlichen Landwirte zu unterstützen, z. B. bei der Beschaffung von landwirtschaftlichen Rohstoffen zu günstigen Bedingungen, und die Jagd stand auch den nicht geborenen Grundbesitzern offen, während bis 1866 nur der Adel das Recht hatte, diese Tätigkeit auszuüben.
Es folgten Vereine mit unterschiedlichen Interessen, wie z. B. die örtlichen Leinschauspieler, die wahrscheinlich nach dem Ersten Weltkrieg gegründet wurden und deren Aktivitäten bis 1938 in der Literatur dokumentiert sind. Die Theateraufführungen in Libná (Liebenau) fanden im großen Festsaal des Gasthauses „Zur Waldesruh“ statt, meist in den Wintermonaten. Sie sollen nicht nur von Besuchern aus der Region Broumov (Braunau) oder Trutnov (Trautenau), sondern auch aus dem benachbarten Preußen gut besucht gewesen sein. Erwähnenswert ist auch, dass dieses Gasthaus über eine Sommerveranda und eine Kegelbahn verfügte und an der Straße nach Schömberg (heute Chelmsko Slaskie) lag.
Die Sportbegeisterten wurden Mitglieder des Deutschen Turnvereins in Horní Adršpach (Ober-Adersbach), in dem sich auch Sportler aus Libná (Liebenau) und Dolní Adršpach (Nieder-Adersbach) zusammenschlossen. Den Anstoß zu seiner Gründung soll 1898 ein Marsch des Broumov-Turnvereins (Braunau-Turnvereins) gegeben haben, der von Teplice nad Metují (Weckelsdorf) nach Krčmov (Feldkretschen) in Horní Adršpach (Ober-Adersbach) führte. Dort führten die Mitglieder eine "Vorführungsturnstunde" vor und weckten damit allgemeine Begeisterung. Die örtlichen Sportler nahmen dann regelmäßig an Turnvorführungen in der Umgebung, in Teplice nad Metují (Weckelsdorf), Stárkov (Starkstadt) oder direkt in Horní Adršpach (Ober-Adersbach) teil. Die Turner organisierten auch Theateraufführungen und kümmerten sich um die Pflege von Volksbräuchen, wie das öffentliche Singen von Volksliedern oder die Verbrennung von Johannisfeuern. Die deutschen Turnvereine hatten im Friedrich Ludwig Jahn (1778-1852) seinen "geistigen Vater des Turnens", der der deutschen Bevölkerung Selbstvertrauen und Zusammengehörigkeitsgefühl beim Turnen vermitteln wollte. Er kann mit den Gründern des tschechischen Sokol, Miroslav Tyrš und Jindřich Fügner, verglichen werden, da er das gleiche Ziel wie sie verfolgte. Nach dem Ersten Weltkrieg, als die Tschechoslowakische Republik gegründet wurde, schloss sich die deutschsprachige Bevölkerung weiterhin in Vereinen wie dem Bund der Deutschen in Böhmen oder dem Deutschen Kulturbund zusammen, die eine wichtige Rolle bei der Stärkung der deutschen Identität und der Förderung des nationalen Selbstbewusstseins spielten. Örtliche Gruppen dieser beiden Vereine waren in Libná (Liebenau) aktiv. Die beiden letztgenannten Vereine hatten wie die "Turner" einen versteckten nationalen Charakter, der besonders in den 1930er Jahren, nach dem Aufkommen des Nationalsozialismus im benachbarten Deutschland, deutlich wurde. Die Vereine im Grenzgebiet und damit auch in Libná (Liebenau) stellten ihre Tätigkeit Ende 1938, als das gesamte Gebiet Teil Deutschlands wurde, zumeist zwangsweise ein.
Über alte Postkarten und Fotos...
Libná (Liebenau) war und ist in seiner Lage und Form interessant und außergewöhnlich, aber wir können uns nur anhand der erhaltenen Postkarten und Fotografien (zu sehen in dem Buch „Adršpašsko“ von Tomáš Dimter und Pavel Lisák oder „Broumovsko“ von Petr Bergmann) und auch aus alten Adressbüchern ein Bild von seinem Aussehen machen. Das Leben im Dorf wird anschaulich beschrieben in einem Buch von Waltraut Schmied aus dem Jahr 1985, erschienen in Forchheim: Die Gemeinden Merkelsdorf und Liebenau.
Die Bebauung von Libná (Liebenau) schloss lose an das Ende von Zdoňov (Merkelsdorf) an und erstreckte sich über etwa 4 km entlang eines flachen Tals bis zur Staatsgrenze. Die Dorfmitte ist nur durch den Teich und die Statue des Heiligen Johannes von Nepomuk zu finden. Die wahrscheinlich älteste Lithographie aus dem Jahr 1898 zeigt jedoch ein anderes Libná (Liebenau): Sie gewährt uns einen Blick in den Hof der berühmten Weinstube von Maria Steindler, wo sich die Wanderer im Garten erfrischen und die Kutschen im Hof ankommen. Eine andere Ansicht zeigt, dass sich diese Weinstube früher in der Nähe des Teiches am Rande des Dorfplatzes an der Straße nach Chelmsko (Schömberg) befand. Seine Geschichte reicht bis zum Ende des 17. Jahrhunderts zurück, als dieses Gebäude gleichzeitig eine Taverne und ein Gasthaus war. Das Gasthaus trug die Nummer 14 und wechselte mehrmals den Besitzer, zuletzt Liborius Fischer, der das Gasthaus und die Weinstube bis 1945 führte. In diesem Lokal soll es auch eine Autovermietung gegeben haben. Das Gasthaus „Zur Waldesruh“, ebenfalls an der Straße nach Chelmsko (Schömberg) war ebenfalls sehr bekannt und wurde oft auf Postkarten abgebildet. Sie zeigen, wie sein Besitzer, Johann Kostial, zu Wohlstand kam, als das ursprüngliche Reetdachgebäude zunächst um eine Holzveranda und eine Kegelbahn erweitert wurde. In den 1920er Jahren wurde das Gasthaus umgebaut und um einen Theater- und Tanzsaal erweitert, in dem Bälle, Theateraufführungen und andere Festlichkeiten stattfanden. Ein weiteres berühmtes Restaurant war das sogenannte Vorwerk. Es befand sich im "Vorwerk", das als das für die Landwirtschaft am besten geeignete Gebiet galt, da die Felder fruchtbarer, größer und relativ flach waren. Eine Postkarte aus dem Jahr 1910 mit der Aufschrift A. Kadletz, Gasthaus am kalten Vorwerk, zeigt ein einfaches Gebäude, das nicht an ein Gasthaus erinnert, obwohl es von Gästen aus dem weit entfernten Trutnov (Trautenau) besucht worden sein soll. Im Verzeichnis des sog. politischen Bezirks Broumov (Braunau), Böhmen, von 1907/8 ist zu lesen, dass Libná (Liebenau) damals 519 Einwohner in 90 Häusern hatte, es gab ein Gemeindeamt, eine zweiklassige Schule mit 96 Schülern und 4 Gasthäuser. Außerdem gab es 6 Leinengewerbe, 3 Leinenhändler, einen Bäcker, einen Flaschenbierverkäufer, einen Fleischer und einen Selcher, einen Gemischtwarenladen, 2 Lebensmittelläden, einen Müller, einen Schmied, 2 Schuhmacher, 3 Tabakverkäufer bzw. Trafikanten, 2 Tischler, einen Stellmacher, einen Schneider, eine Damenschneiderin und einen Maler. Anderen Quellen entnehme ich, dass die Einwohner von Libná (Liebenau) Kartoffeln und Flachs anbauten, ihren Lebensunterhalt mit Korbflechten, Besenbinden und Federrupfen im Winter verdienten und im Wald arbeiteten (dazu gehörte nicht nur das Fällen und Pflanzen von Bäumen, sondern auch die Pflege von Waldwegen, die Instandhaltung von Wasserläufen und das Jagen von Wild bei der Jagd). Im Verzeichnis werden auch 6 Berufe genannt, die Maurerarbeiten ausführten. Tomáš Dimter schreibt in seinem Buch „Adršpach“, dass hier seit Ende des 18. Jahrhunderts Sandstein abgebaut und verarbeitet wurde. In einem Verzeichnis der österreichisch-ungarischen Steinbrüche aus dem Jahr 1901 sind sechs Steinbrüche in Libná (Liebenau) aufgeführt. Zu den ältesten Familien, die ihren Lebensunterhalt mit dem Abbau und der Verarbeitung von Stein verdienten, gehörten die Gansels, Siegels und Ringels. In den Steinbrüchen wurden Blöcke und Platten aus kreidehaltigem, grünlich-gelbem Sandstein gebrochen, der für Bau-, Kunst- und Industriezwecke verwendet wurde. Aber auch für kleinere Steinarbeiten wie Türrahmen, Gehwege, Zaunpfähle und religiöse Denkmäler war dieser Sandstein geeignet. Von der Qualität des Sandsteins in Libná (Liebenau) zeugt die Tatsache, dass der Bildhauer Emil Schwantner aus Trutnov (Trautenau) ihn für seine Skulpturen und Steinmetzarbeiten verwendete. Es sind mehrere Fotografien aus dem Steinbruch erhalten geblieben, auf denen der Bildhauer zusammen mit den Steinmetzen abgebildet ist. Über seine Tätigkeit werde ich in der nächsten Ausgabe ausführlich berichten.
Steinbrüche in Libná, Statuen und Denkmäler, Emil Schwantner
Libná (Liebenau) war berühmt für seine Steinbrüche, deren Steine von hoher Qualität waren und sich für die Herstellung von Bauelementen, Skulpturen und anderen Kunstwerken eigneten. Aus diesem Grund kam der bedeutende Bildhauer Emil Schwantner aus Trutnov (Trautenau) zwischen den beiden Kriegen oft hierher. Ich werde hier nicht im Detail auf sein Leben und Werk eingehen, sondern nur erwähnen, was Libná (Liebenau) und Zdoňov (Merkelsdorf) betrifft. Tomáš Dimter und Pavel Lisák schrieben über Emil Schwantner in ihrem Buch „Adršpašsko“, das 2011 erschien. Im selben Jahr wurde eine Artikelserie von Petr Hnyk in der Monatszeitschrift „Broumovský zpravodaj“ Nr. 2-6/2011 veröffentlicht (diese Zeitschrift ist noch im Internet zu finden). Anlässlich des 100. Jahrestages des Endes des Ersten Weltkrieges erschien 2018 das Buch „Nevrátili se - mrtvi jsou“ von Věra Vlčková und Jan Čížek, das die Denkmäler und Gedenktafeln für die Opfer des Ersten Weltkrieges im Bezirk Náchod (Nachod) ausführlich dokumentiert. Im Jahr 2020 bereitete Petr Bergman mit Unterstützung der Stadt Teplice nad Metují (Wekelsdorf) eine Fotoausstellung vor, die das Leben und Werk von Emil Schwantner zusammenfasste. Die Ausstellung wurde im Sitzungssaal des Rathauses installiert und wurde den ganzen Sommer über, auch während des Internationalen Bergsteigerfilmfestivals, von vielen an der Geschichte der Region Interessierten besucht. Aus dieser Ausstellung entstand im Jahr 2022 eine Monographie des Künstlers mit dem Titel „Osudy psané dlátem“, die ebenfalls von Peter Bergmann herausgegeben wurde. Alle genannten Publikationen und ein Buch mit alten Ansichtskarten der Region Broumov (Braunau) von Peter Bergmann können in der Bibliothek in Teplice (Wekelsdorf) ausgeliehen oder eingesehen werden.
Die meisten Werke von Emil Schwantner wurden nach dem Zweiten Weltkrieg 1945 sinnlos zerstört. Aber auch das, was der Zerstörung entgangen ist und bis heute überlebt hat, zeugt von der Bedeutung des Künstlers deutscher Nationalität (Emil Schwantner war Antifaschist und schuf Denkmäler für die Gefallenen als Warnung vor den Schrecken des Krieges, die er selbst an der Front des Ersten Weltkrieges erlebte. Es ist schwer vorstellbar, was er erlebte, als er 1945 die Zerstörung seiner Denkmäler mit ansehen musste. Völlig gebrochen entschied er sich freiwillig für die Ausreise nach Deutschland, wo er 1956 starb.) Eines der wenigen erhaltenen Denkmäler, die zum Gedenken an die Gefallenen des Ersten Weltkriegs geschaffen wurden, befindet sich in Libná (Liebenau) direkt an der Straße, die von Zdoňov (Merkelsdorf) führt. Es wurde von Emil Schwantner entworfen und von örtlichen Steinmetzen aus Liebenauer Sandstein gefertigt. Das Denkmal wurde im Juni 1925 im Beisein der Vereine aus Libná (Liebenau), Adršpach (Adersbach) und Zdoňov (Merkelsdorf) von Pfarrer Cölestin Baier enthüllt und eingeweiht. Die Zeremonie fand unter freiem Himmel auf dem Hang gegenüber dem Mahnmal statt. Das Denkmal besteht aus einer drei Meter hohen Stele auf einem Blocksockel, der auf drei Steinstufen ruht. An der Vorderseite der Stele befand sich ursprünglich eine Gedenktafel mit den Namen von 33 gefallenen oder vermissten Einwohnern von Libná (etwa jeder zehnte Bürger des Dorfes), die jedoch im Laufe des Jahres 1945 entfernt wurde. An der Spitze der Stele ist ein ovales Tatzenkreuz mit einem Kranz aus Eichenlaub erhalten geblieben, und um das Denkmal herum befand sich ein Maschendrahtzaun auf 12 Steinpfosten. Dieser Zaun bestand bis 2007, danach wurde er gestohlen. Auf dem Friedhof von Zdoňov (Merkelsdorf) befinden sich drei Grabsteine aus Liebenauer Sandstein von Emil Schwantner, deren Thema die Christusfigur ist. Der interessanteste von ihnen ist der Grabstein des Försters Josef Skalický mit der Inschrift "Kommet alle zu mir". Das Relief zeigt als zentrale Figur einen schlichten, behaarten Jesus, der Bittsteller empfängt. Mir persönlich hat der Grabstein mit dem Relief des stehenden Christus am besten gefallen, den Schwantner für seinen langjährigen Freund und Lieferanten, den Besitzer des Steinbruchs in Libná (Liebenau), Josef Ringel, schuf. Die Figur mit gefalteten Händen, Dornenkrone und Heiligenschein blickt auf den Grabstein mit Namen und Jahreszahlen herab. Christus schenkt damit der Familie Ringel seine ewige Aufmerksamkeit. Der dritte Grabstein wurde von dem Bildhauer für die Familie Kostial geschaffen: Christus, mit einer Dornenkrone auf dem Haupt, blickt zum Himmel auf, die Hände auf dem Herzen. In Zdoňov (Merkelsdorf), auf dem Dorfplatz in der Nähe des ehemaligen Gasthauses, steht die stark beschädigte Skulptur eines Akkordeonspielers, deren Urheberschaft ebenfalls Emil Schwantner zugeschrieben wird. Das dramatische Schicksal dieses Werks, das ebenfalls aus dem Steinbruch in Libná (Liebenau) stammt, wird von Petr Hnyk im „Broumovský zpravodaj“ von 2011 ausführlich beschrieben. Erhaltene Details wie die Hände weisen auf Ähnlichkeiten mit anderen Skulpturen des Künstlers hin (man kann sie mit der Christusbüste auf dem Grabstein von Kostial auf dem Friedhof von Zdoňov/Merkelsdorf vergleichen).
Schließlich möchte ich noch das Denkmal für 42 gefallene oder vermisste Bürger von Zdoňov (Merkelsdorf) aus dem Ersten Weltkrieg erwähnen, das bis 1945 in Zdoňov (Merkelsdorf) vor der Pfarrkirche der Heiligen Dreifaltigkeit stand. Es war das größte Denkmal seiner Art in der Region Broumov (Braunau) und wurde 1923-1924 von den örtlichen Steinmetzen Heinrich und Hubert Siegel aus Liebenauer Sandstein gehauen, wobei Hubert auch der Autor des Entwurfs war. Das Denkmal war 4 Meter hoch und wurde im Juli 1924 von Pfarrer Cölestin Baier eingeweiht, der zu diesem Anlass neue Glocken im Kirchturm anbringen ließ. Leider ist von diesem wahrhaft majestätischen Werk nur noch der Torso - der Sockel erhalten. Auf den Fotos in den oben genannten Veröffentlichungen können Sie die ursprüngliche Form sehen.
Grenzdorf, Schmuggel, Finanzwache, Leben der Einwohner nach dem Ersten Weltkrieg
Ursprünglich grenzte das Dorf Libná (Liebenau) an Schlesien, das zu den Ländern der böhmischen Krone und damit zur ‚Osterreichischen Monarchie gehörte. Nach den sogenannten "Schlesischen Kriegen" und dem "Siebenjährigen Krieg" in den Jahren 1740-1763 wurde Schlesien jedoch an Preußen angeschlossen und Libná (Liebenau) wurde zu einem Grenzdorf, genau wie Horní Adršpach (Ober-Adersbach).
Viele der Einwohner von Libná (Liebenau) bestritten ihren Lebensunterhalt mit illegalen Geschäften wie dem Schmuggel. So gab es zwischen Adršpach (Adersbach) und Schömberg (Chelmsko Slaskie) eine Schmuggelroute/Pascherweg, den sogenannten Buttermilchsteig, auf dem von beiden Seiten aus heimlich verschiedene Waren flossen, je nachdem, was gerade knapp war. Neben der Butter waren dies andere Lebensmittel wie Zucker, Sacharin, Kaffee, Brot, Gewürze, aber auch Tabak, Alkohol, Getreide und Vieh oder Geschirr und Schießpulver. Auf diese Weise verdienten die Bewohner auf beiden Seiten der Grenze zusätzliches Geld und verbesserten ihren niedrigen Lebensstandard. Der Weg führte von dem Städtchen Schömberg (Chelmsko Slaskie) zum Dorf Voigtsdorf, wo er in die Grenzwälder abbog und dann über die Grenze zum Vorwerk an der Libná (Liebenau), genauer gesagt zur Vorwerkbaude (dieses Gasthaus brannte 1935 ab), wo wahrscheinlich die ersten Geschäfte geschlossen wurden. Danach ging es weiter über Dlouhý vrch Langer Berg) nach Adršpach (Adersbach). Aufgrund seiner Lage war das Gasthaus Vorwerkbaude ein strategischer Ort für Schmuggler, da von Schömberg (Chelmsko Slaskie) aus auch die Salzstraße (später von den Einheimischen Zollstraße genannt) an ihm vorbeiführte. Diese führte dann aber von Vorwerk weiter nach Krčmov (Feldkretschen) und dann über Hodkovice (Hottensdorf), Janovice (Johnsdorf), Vernéřovice (Wernersdorf) nach Stárkov (Starkstadt).
Die neue Straße durch Libná (Liebenau) wurde in zwei Etappen gebaut. In den Jahren 1891-1892 führte sie von Zdoňov (Merkelsdorf) zum unteren Teil des Dorfes und entlang der Straße wurden Reihen von Ebereschen gepflanzt. Im Frühjahr 1907 wurde der Straßenbau vom Dorfteich bis zur Staatsgrenze nach Schömberg (Chelmsko Slaskie) fortgesetzt und im Herbst desselben Jahres abgeschlossen.
Nach der Gründung der Tschechoslowakei blieb Libná (Liebenau) ein Grenzdorf an der Grenze zu Deutschland. Anfang 1919 erschienen hier die ersten Mitglieder der Finanzwache, um den örtlichen Grenzübergang zu bewachen und die Einziehung von Zöllen und anderen Gebühren zu überwachen. Bis 1938 gab es hier eine Finanzwache. Die Gendarmerie aus der Finanzdienststelle Horní Adršpach (Ober-Adersbach) begannen, das Dorf zu bewachen.
Die Fläche des Dorfes betrug 1919 467 ha, davon waren 184 ha Felder, 58 ha Wiesen, 0,40 ha Gärten, 3,73 ha Steinbrüche und 213 ha Wald, wovon 100 ha zum Gut Adršpach (Adersbach) gehörten. Im Jahr 1921 lebten im Dorf 410 Einwohner - 390 Deutsche, 15 Tschechen und 5 Ausländer. Es gab 87 Häuser, von denen sich 4 in dem Weiler Vorwerk befanden.
Im Jahr 1928 wurde in Libná (Liebenau) das Telefon eingeführt. Der erste Telefonapparat wurde im Haus Nr. 90 im Geschäft von Heinzel installiert, das auch als Postamt in Zdoňov (Merkelsdorf) diente.
Leider dauerte die friedliche Zeit nach dem ersten Krieg nur 10 Jahre. Die Weltwirtschaftskrise beeinflusste auch das Leben der Einwohner von Libná (Liebenau). Trotz des Widerstands der örtlichen Bevölkerung wurde 1929 die Produktion in der Spinnerei in Horní Adršpach (Ober-Adersbach) eingestellt und die Fabrikanlagen mit Hilfe der tschechoslowakischen Armee ins Landesinnere transportiert. Die meisten der Arbeiter mussten im benachbarten Deutschland Arbeit finden. Im Sommer 1931 wurden die Dörfer Horní und Dolní Adršpach (Ober- und Nieder-Adersbach), Libná (Liebenau) und Hodkovice (Hottensdorf) von einem Hagelsturm heimgesucht, der die Ernten auf den Feldern vollständig vernichtete. Diese traurigen Ereignisse waren Vorboten eines tiefgreifenden Mentalitätswandels in der deutschen Bevölkerung im gesamten Grenzgebiet und führten zum schicksalhaften München im Herbst 1938.
Henlein-Aufstand
Seit Anfang der 1930er Jahre gab es Spannungen zwischen der deutschen Mehrheit und der tschechischen Minderheit im Grenzgebiet der Tschechoslowakei in den als Sudetenland bekannten Gebieten. Dies war auch in Adršpach (Adersbach) der Fall. Zunächst handelte es sich nur um gewaltlose Proteste und Provokationen, wie z. B. den Widerstand gegen die Einrichtung einer Schule der tschechischen Minderheit in Adršpach (Adersbach), den Boykott von Geschäften in tschechischem Besitz oder die Belästigung deutscher Gasthöfe, die den Familien von Angehörigen der Finanzwache Dienstleistungen und Unterkunft boten. Die Situation eskalierte jedoch allmählich zu offener Feindseligkeit zwischen Deutschen und Tschechen in dem Maße, wie die Aggressivität von Adolf Hitlers Reden, in denen er das Selbstbestimmungsrecht der tschechischen Deutschen forderte, zunahm. Die Deutschen organisierten sich in nationalistischen politischen Parteien, vor allem in der Sudetendeutschen Partei (SdP).
Alles steuerte auf die schicksalhaften Ereignisse des Jahres 1938 zu. Am 20. Mai erklärten die tschechoslowakischen Streitkräfte die sogenannte Teilmobilmachung, und einen Tag später wurden die Grenzanlagen besetzt. Die Situation in Adršpach (Adersbach) zu dieser Zeit wird von Tomáš Dimter (in seinem gleichnamigen Buch) wie folgt beschrieben: „In Libná (Liebenau), wo eine Filiale der Finanzwache stand, bezogen die Angehörigen von Stráž obrany státu (Nationale Verteidigungwache – SOS) die Kampfstellung auf der Straße aus Libná (Liebenau) nach Horní Adršpach (Ober-Adersbach). Im Laufe des Tages errichtete die SOS auf der Straße von Libná (Liebenau) nach Schömberg (Chelmsko Slaskie) eine etwa 50 Meter hohe natürliche Barriere aus massiven, quer zur Straße gefällten Bäumen. Die Straße wurde zusätzlich durch mit Steinen gefüllte Wagen blockiert. Die Deutschen entfernten die Sperre erst Ende Juni 1938. Die erste bewaffnete Konfrontation in Adršpach (Adersbach) fand jedoch erst Ende September 1938 statt. Am Morgen des 22. September drangen drei Zehner Freikorps (= paramilitärische Einheiten deutscher Freiwilliger, die von SS- und SA-Offizieren jenseits der Grenze ausgebildet wurden) in Zdoňov (Merkelsdorf) ein und steuerten auf die Zollwache zu. Wie auf Signal begannen etwa fünfzig Einheimische, die Grenzzäune zu demontieren und die patrouillierenden Wachen zu bedrohen. Zur gleichen Zeit griffen etwa achtzig Männer unter der Führung des Steinbruchbesitzers August Ringel die Finanzwache in Libná (Liebenau) an. Die Angreifer verlangten die Herausgabe eines leichten Maschinengewehrs und den Abzug der Finanzleute aus dem Dorf. Der Kommandant der Mannschaft, Robert Jokl, verweigerte die Forderung und befahl nach einem Telefonat mit dem Kompaniechef in Teplice nad Metují (Wekelsdorf) den Rückzug seiner Einheit; er selbst wollte noch in das Gebäude zurückkehren, um vertrauliche Akten zu holen. Die Aufständischen nahmen ihn jedoch gefangen und brachten ihn an die Grenze. Als er am Waldrand zu fliehen versuchte, wurde er mit zwei Schüssen ins Bein getroffen und nach Schömberg (Chelmsko Slaskie) verschleppt. Nach einer fünfzehnminütigen Schießerei befahl der neue Kompanieführer Václav Sýkora den Rückzug in Richtung Dlouhý vrch (Langer Berg) und dann zur Militärhütte, die sich südlich von Bučnice (Buchwaldsdorf) in der Nähe der Bahnlinie befand. Gegen drei Uhr hielt ein Zug an der Militärhütte und die Eisenbahner informierten die tschechischen Soldaten, dass der Bahnhof von Dolní Adršpach (Nieder-Adersbach) in der Hand der Henleins sei, die den Bahnhofsvorsteher gefangen nahmen und in die Keller des Hotels Felsenstadt (heute Hotel Skalní město) brachten. In weniger als einer halben Stunde kehrte der Zug mit dreißig Freiwilligen aus Teplice nad Metují (Wekelsdorf) zurück, denen sich eine Einheit von Finanzwächtern aus Libná (Liebenau) anschloss. Die Soldaten beabsichtigten, die Henleins anzugreifen und die Kontrolle über den Bahnhof zu übernehmen, und so wurden sie auf Höhe der Abzweigung nach Zdoňov (Merkelsdorf) abgesetzt. Zu diesem Zeitpunkt standen vier Lastwagen mit Soldaten an der Kreuzung, die den Auftrag hatten, den Aufstand in Zdoňov (Merkelsdorf) und Libná (Liebenau) niederzuschlagen." Es bestand die Gefahr, dass sich die Rebellen aus Zdoňov (Merkelsdorf) mit den Aufständischen aus Adršpach (Adersbach) und mit den Henleins aus Teplice nad Metují (Wekelsdorf) zusammentun würden. Dies geschah jedoch nicht. Die Beschreibung der Ereignisse geht weiter aus dem Buch „Adršpach“: "Nach einer ruhigen Nacht bezogen die tschechoslowakischen Soldaten strategische Stellungen in Zdoňov (Merkelsdorf) und Libná (Liebenau), wo die Nazi-Flagge bereits am Postamt wehte. Die Besetzung der beiden Dörfer verlief ohne größere Zusammenstöße. Die meisten Einwohner von Libná (Liebenau) und die Männer aus Zdoňov (Merkelsdorf) flohen über die Grenze oder versteckten sich vor den tschechoslowakischen Truppen in den umliegenden Wäldern." Die Konflikte gingen jedoch in den folgenden Tagen weiter, Angehörige des Freikorps griffen die tschechoslowakischen Soldaten vor allem nachts heftig an. Die Kämpfe in Libná (Liebenau) erreichten am 27. September ihren Höhepunkt, und am nächsten Morgen trafen dort etwa 200 Mann der 10. Kompanie des Infanterieregiments ein, denen es gelang, die Henleins für einige Tage über die Grenze zu drängen. Auch nach der Unterzeichnung des Münchner Abkommens am 30. September blieben sie dort und warteten gespannt auf die Ankunft der deutschen Armee. Erst am 6. Oktober erhielten sie den Befehl, ihre Posten zu verlassen. Mit dem Abzug der tschechoslowakischen Truppen endete der Aufstand in Adršpach (Adersbach).
Diese Ereignisse sind in anderen Publikationen zu diesem Thema beschrieben. Für alle möchte ich auf die Erinnerungen der Zeitzeugen hinweisen, die von Petr Hnyk aufgezeichnet wurden und in dem 2021 erschienenen Buch „Pomnichovské osudy Čechů z Broumovska“ enthalten sind, und die jüngste Beschreibung der turbulenten Zeiten in Zdoňov (Merkelsdorf) und Libná (Liebenau) gibt auch Miloš Doležal in seinem im Jahre 2022 erschienenen Buch 1945: léto běsů.
Ereignisse nicht nur in Libná (Liebenau) und Adršpach (Adersbach) in den Jahren 1939-1945
Im Oktober 1938 begrüßten die deutschen Einwohner von Adršpach (Adersbach) die Wehrmachtstruppen, die das Grenzgebiet besetzten. Sie bauten Ehrentore, backten Kuchen und bereiteten ein Festmahl für die "Befreier" vor. Diese festliche, euphorische Stimmung hielt jedoch nicht lange an, und es folgten Momente der Enttäuschung. Der erste war, dass unmittelbar nach der Besetzung fast alle Vereine geschlossen wurden. So wurden die Turnvereine und Gewerkschaften aufgelöst, die Henlein-Partei und die Freikorps hörten auf zu existieren. Nur einige deutsche Interessenverbände wie Gärtner, Zierpflanzenvereine usw. wurden geduldet. An die Stelle der aufgelösten Vereine traten Organisationen unter der Verwaltung der NSDAP, die einer vormilitärischen Ausbildung unterzogen wurden. Alles war auf die Vorbereitung des Krieges ausgerichtet, der ein Jahr später, im September 1939, ausbrach.
Der Schriftsteller Miloš Doležal beschrieb die Situation in dieser Zeit in dem bereits zitierten[r1] Buch wie folgt: ... "Die Zdoňover[r2] (Merkelsdorfer) und andere "Befreite" müssen nun für das Dritte Reich kämpfen. Sie verabschieden sich auf dem Bahnhof von Teplice nad Metují (Wekelsdorf). Rund dreihundert Männer aus Adršpach rücken zu der Wehrmacht ein. Die meisten von ihnen werden an die Front im Osten geschickt. Von dort schicken sie seltsam optimistische Grüße. Wenn jemand für einen kurzen Urlaub nach Hause kommt, sprechen sie nur im Flüsterton mit ihren engsten Vertrauten über das Gemetzel. Siebzig Männer aus Zdoňov (Merkelsdorf) starben an der Front, dreißig aus Libná (Liebenau), neunzig aus Dolní und Horní Adršpach (Nieder- und Ober-Adersbach). Die meisten von ihnen starben in Russland. Die Hauptakteure des September 1938 in Zdoňov (Merkelsdorf) werden an der Front fallen. Und diejenigen, die überleben, geraten meist in russische Gefangenschaft...". Der Krieg beeinflusste das Leben der Bewohner des Grenzgebiets, einschließlich Libeň. Die Bauern mussten viel höhere Abgaben an den Staat entrichten, obwohl es an arbeitsfähigen Männern mangelte. Ähnlich war die Situation in der Forstwirtschaft. Frauen und alte Männer waren nicht in der Lage, den zunehmenden Verlust an Arbeitskräften zu ersetzen, so dass Kriegsgefangene und total Eingesetzte zum Aushelfen herangezogen wurden.
Je näher das Kriegsende rückte, desto größer wurden die Spannung und das Gefühl der Hoffnungslosigkeit unter den Bewohnern von Adršpach (Adersbach). Bereits am 14. Februar 1945 tauchten die ersten Flüchtlinge von der vorrückenden Front in Horní Adršpach (Ober-Adersbach) auf. Ende Februar marschierte eine ununterbrochene Kolonne deutscher Zivilisten und Soldaten durch Adršpach (Adersbach) und versuchte, sich so schnell wie möglich zurückzuziehen, um nicht in sowjetische Gefangenschaft zu geraten. Die Angst vor den Russen wurde durch Berichte über ihr Verhalten in den befreiten Gebieten noch verstärkt, und die Bevölkerung erwartete die Ankunft der Roten Armee mit Besorgnis. Má kniha německý název_
Am 8. Mai kapitulierte die deutsche Armee, und am folgenden Nachmittag fuhr eine Vorhut sowjetischer Truppen (zwei mit vier Offizieren besetzte Geländewagen) durch Libná (Liebenau). Zur gleichen Zeit hielten zwei sowjetische Panzer in Dolní Adršpach (Nieder-Adersbach) in der Nähe der Sandgrube, in der während des Krieges ein Internierungslager eingerichtet worden war. Tomas Dimter berichtet in seinem bereits erwähnten[r3] Buch Adršpašsko, dass die russischen Gefangenen begannen, ihre Befreiung mit ihren Landsleuten zu feiern, und in der darauf folgenden Euphorie wurden zwei Einwohner erschossen, nachdem sie sich geweigert hatten, den Russen mehrere Kühe und ein Fahrrad zu übergeben. Daraufhin brach überall in der Gegend eine Welle der Gewalt aus, die sich mit dem Einzug der so genannten Revolutionsgarden noch verstärkte. An dieser Stelle möchte[r4] ich noch einmal den Schriftsteller Miloš Doležal zu Wort kommen lassen: "...In der Region herrscht Chaos. Es gibt eine Reihe von Selbstmorden unter der deutschen Bevölkerung - Einzelne und ganze Familien -, deren Traum von einem Großdeutschen Reich endgültig geplatzt ist. Der Aufruf unserer Regierung, die in Košice (Kaschau) gebildet wurde, ist unaufrichtig lehrreich[r5] ... Präsident Benes sagt: "Mein Programm ist - und daraus mache ich keinen Hehl - dass wir die deutsche Frage in der Republik beseitigen müssen. In diesem Krieg hat diese Nation aufgehört, überhaupt menschlich zu sein, sie hat aufgehört, menschlich erträglich zu sein, sie erscheint uns als ein einziges großes menschliches Ungeheuer. Für all das muss diese Nation eine große und schwere Strafe erleiden". Prokop Drtina, der zukünftige Justizminister, sagt: "Was ist und was muss unsere erste Aufgabe beim Aufbau eines neuen Lebens sein: die Republik ganz und gar von Deutschen zu säubern. Das ist das Gebot der Stunde für jeden von uns, das ist die historische Aufgabe unserer Generation. Aber um dieses Ziel zu erreichen, müssen wir sofort, jetzt, auf der Stelle mit der Vertreibung der Deutschen aus unserem Land beginnen; wir dürfen vor nichts Halt machen und nicht zögern. Und jeder einzelne Angehörige des Volkes hat hier eine historische Verantwortung. Jeder von uns muss bei der Säuberung des Vaterlandes mithelfen."
Ich habe diese kraftvollen Worte bewusst zitiert, um sie in Erinnerung zu rufen, die einem Schauer über den Rücken jagen... Stellen wir sie also in den Kontext der Gewalt, der Plünderungen, der Morde und der grausamen Vertreibungen im Grenzgebiet. Das war auch in der Region Teplice nad Metují (Wekelsdorf) und Adršpach (Adersbach) nicht anders, von der auch Libná (Liebenau) nicht verschont blieb. All diese schrecklichen Taten sind bereits an vielen Stellen beschrieben worden, ich möchte sie nicht noch einmal wiederholen. Für sie alle möchte ich noch einmal das Buch von Miloš Doležal "1945: Léto běsů[r6] " erwähnen, das die Ereignisse dieser Zeit u.a. in Teplice nad Metují (Wekelsdorf), Adršpach (Adersbach) und Broumov (Braunau) dokumentiert. Jiří Padevět beschrieb diese Zeit gründlich in seinem Buch "Der blutige Sommer 1945". Nachkriegsgewalt in den tschechischen Ländern. [r7] Erschienen 2016. Und ich stimme mit dem Gedanken überein, dass "...das Jahr 1945 ein Meilenstein ist, vielleicht noch grundlegender als 1948. Denn die Dritte Republik war keineswegs mehr eine Insel der Freiheit und Demokratie. Von dort war es nur noch ein Schritt zum kommunistischen Putsch..."
Als ich heute diesen Artikel schrieb, spürte ich noch stärker das frische Grün dieses Frühlings, so rein und leuchtend wie noch nie, hörte dem Vogelkonzert zu und atmete den berauschenden Duft des Flieders ein. Und stellte mir vor, dass es auch im Frühling 1945 so gewesen sein könnte...
Ereignisse in Libná (Liebenau) zwischen 1945 und 1960
Bei mehreren grausamen Vertreibungen im Sommer 1945 in der Region Adršpach (Adersbach) wurden Menschen deutscher Nationalität aus ihren Häusern vertrieben und mit bewaffneten Begleitern über Zdoňov und Libná über die Grenze gebracht, von wo sie unter Androhung des Todes nicht zurückkehren durften, oder sie wurden im Internierungslager in Dolní Adršpach (Nieder-Adersbach) in der Sandgrube, wo sich heute die Technické služby Adršpach[r8] befinden, gesammelt. Am 12. Juli 1945 wurden die alten und behinderten Menschen aus Dolní und Horní Adršpach (Nieder- und Ober-Adersbach), Zdoňov (Merkelsdorf) und Libná (Liebenau) in einer brutalen Aktion deportiert. Sie alle wurden auf Fuhrwerken zum Hauptbahnhof in Teplice nad Metují (Wekelsdorf) gebracht. Von dort brachte sie der Zug in offenen Waggons nach Zittau in Sachsen, wo sie abgesetzt und ihrem Schicksal überlassen wurden.
Im letzten Teil dieser Folge habe ich festgestellt, dass während der wilden Vertreibungen brutale Gewalt gegen wehrlose Menschen deutscher Nationalität ausgeübt wurde. Diese Ereignisse wurden ausführlich beschrieben und können daher nachvollzogen werden. Für sie alle möchte ich einen besonderen Fall erwähnen: Am 29. Mai 1945 wurden zehn Männer deutscher Nationalität aus Libná (Liebenau) zu den Adršpašské skály (Adersbacher Felsen[r9] ) gebracht und dort ohne Verfahren hingerichtet. Bis heute ist der Ort ihres Grabes nicht gefunden worden.
Nach den wilden Transporten im Sommer 1945 folgten ab Herbst desselben Jahres organisierte Transporte unter internationaler Aufsicht. Die Bedingungen dafür wurden auf der Potsdamer Konferenz vom 17. Juli bis 2. August 1945 festgelegt.
Nach Kriegsende wurden in den Grenzgemeinden mit deutscher Bevölkerung lokale Verwaltungskommissionen eingerichtet, die die Aufgaben der Gemeindebehörden übernahmen. Ihre wichtigste Aufgabe war es, für Ruhe und Ordnung in den Dörfern zu sorgen, den ordnungsgemäßen Ablauf der Umsiedlung der Deutschen zu überwachen, ihr Eigentum zu inventarisieren und Wertgegenstände zu hinterlegen. Leider erfüllten die Kommissionen diese Aufgabe in der Realität in den meisten Fällen nicht. In Libná (Liebenau) nahm die örtliche Verwaltungskommission am 25. Juli 1945 ihre Arbeit mit zwei Tschechen auf, die den ehemaligen Sekretär Johann Gansel zur Führung der städtischen Agenden einsetzten. Am 16. August 1945 führte diese Kommission eine Zählung der deutschen Bevölkerung in Libná (Liebenau) durch und kam auf eine Zahl von 200 Personen - 39 Männer, 92 Frauen und 69 Kinder (zum Vergleich: 1939 lebten 359 Personen in Libná). Bis Oktober 1946 waren alle nach Deutschland vertrieben worden. Die Kommission beendete ihre Tätigkeit am 20. September 1946, dem Tag, an dem das Dorf mit seinen ursprünglichen Bewohnern unterging. An diesem Tag wurden alle schriftlichen Unterlagen auf Anordnung des Bezirks-Nationalausschusses [r10] in Broumov (Braunau) an den Orts-Nationalausschuss [r11] in Dolní Adršpach (Nieder-Adersbach) übergeben. Dieser verwaltete das Gebiet des Dorfes bis 1950, als Libná (Liebenau) mit Zdoňov (Merkelsdorf) zusammengelegt wurde und dessen Ortsteil wurde.
Nach der Umsiedlung[r12] der ursprünglichen Bewohner wurde in Libná (Liebenau) die Bergweidegenossenschaft[r13] gegründet, deren Haupttätigkeit die Zucht von Zuchtvieh für den Bedarf der Bauern im Binnenland war. Da das Dorf jedoch nicht mehr von neuen Einwohnern besiedelt wurde, hatte die Genossenschaft von Anfang an mit einem Mangel an Arbeitskräften zu kämpfen. Im Herbst 1946 wurden der Genossenschaft 18 ungarische Emigranten [r14] und 20 bulgarische Arbeiter zugewiesen, die auf der Grundlage eines Abkommens zwischen Bulgarien und der Tschechoslowakischen Republik ein Jahr lang dort arbeiteten. Im Jahr 1947 erlitt die Genossenschaft jedoch eine Missernte, verschuldete sich und musste ihre Tätigkeit einstellen.
Seit 1948 wird das ehemalige Dorf von drei staatlichen Organisationen verwaltet: Das Staatsgut nutzte die Felder und Weiden, das weniger fruchtbare Land wurde von den Tschechoslowakischen Staatsforsten [r15] übernommen und nach und nach aufgeforstet. Die Steinbrüche wurden von der Nordböhmischen Steinindustrie [r16] Liberec (Reichenberg) genutzt.
Das Gesicht des malerischen Dorfes hat sich bis zur Unkenntlichkeit verändert. Die unbewohnten, geplünderten Häuser verfielen und bröckelten. Die Holzhäuschen waren die ersten, die in Mitleidenschaft gezogen wurden[r17] . Seit 1950 wurde ein Teil der Häuser nach und nach abgerissen, und das Baumaterial wurde für den Wiederaufbau der umliegenden Dörfer in der Nachkriegszeit verwendet. Die endgültige Entscheidung, Libná (Liebenau) zu liquidieren, fiel 1960 "im Rahmen der landesweiten Abrissaktion des Innenministeriums in Böhmen und Mähren in den Jahren 1959-1960, die als Verpflichtung zur Einleitung einer zweiten nationalen Spartakiade gedacht war". Dann, am 5. und 6. Juli, sprengte eine Militäreinheit die verbliebenen Ruinen der Häuser und machte sie dem Erdboden gleich. Da diese Aktion streng geheim war und einige der Dokumente nach 1989 verloren gingen - wahrscheinlich wurden sie vernichtet - bleiben sie bis heute teilweise geheimnisumwittert. Sicher ist jedoch, dass Libná (Liebenau) das gleiche traurige Schicksal erlitt wie viele andere Grenzdörfer, das uns am nächsten gelegene ist Sklenářovice (Glasendorf) bei Trutnov (Trautenau).
Die Grundlage für diesen letzten Teil meiner Arbeit bildete vor allem die Bachelorarbeit „Proměny příhraničního regionu-zaniklá obec Libná“ (Der Wandel der Grenzregion - das verschwundene Dorf Liebenau), die auf der Grundlage des Archiv- und Literaturstudiums von Zbyněk Rychter in den Jahren 2007-2008, damals Student der Archivgeschichte an der Universität Hradec Králové (Königgrätz), erstellt wurde.
Text: PhDr. Miroslava Moravcová Übersetzung: